Preetz zeigt Flagge

Am Samstag, dem 18. Februar ab 10:30 Uhr, war im Rahmen „Demokratie tut gut – Demokratie braucht Mut“ der Tag der Sicherheit. Dr. Kristian Klinck und Dr. Sebastian Bruns waren auf dem Preetzer Marktplatz die kompetenten Redner zum Thema „Was kostet uns unsere Sicherheit in Zukunft?“ Beide hielten sehr gute und aufschlussreiche Referate, der eine als unser Bundestagsabgeordneter der SPD im Wahlkreis 6 sowie Hauptmann der Reserve und der andere als Experte aus dem Sicherheitsinstitut der CAU zu Kiel, und beantworteten anschließend viele interessante Fragen aus der Zuhörerschaft.

Kristian Klinck (MdB) bei seiner Rede, die Dietrich Sturm (l) und Sebastian Bruns (m) aufmerksam verfolgen.

Auch die „OMAS GEGEN RECHTS“ unterstützten die Veranstaltung, indem sie wieder heiße Getränke anboten und an die weibliche Zuhörerschaft leckere Bonbons mit einem sinnigen Spruchband verteilten: „Frauen, wenn wir heute nichts tun, leben wir morgen wie gestern.“ Ein Ausspruch von Annemirl Bauer (dt. Malerin und Grafikerin, 1939-1989).

Die Reden von Kristian Klinck und Sebastian Bruns waren sehr informativ und anregend. Sie an dieser Stelle in voller Länge wiederzugeben, würde den Rahmen für eine aktuelle Meldung sprengen. Dennoch will ich hier Auszüge bringen und verweise für die Lektüre der vollständigen Reden auf die nächste RuK Online 261, die 14 Tage vor der Wahl veröffentlicht wird.

Redeauszug von Dr. Kristian Klinck:

In Deutschland möchte eine Partei, bei der Zweifel an der Verfassungstreue erlaubt sind, von der Krise profitieren . Deswegen ist es gut, dass wir dem entgegentreten, und es ist noch besser, dass wir für etwas demonstrieren

Gemeinsam müssen wir die Weichen richtig stellen. Wir brauchen eine klare Linie, die das Gemeinwohl eindeutig in den Mittelpunkt stellt. Es gibt in Deutschland ein großes Bedürfnis nach Sicherheit – bei der Verteidigung, beim Schutz vor Kriminalität, beim Schutz des Arbeitsplatzes und in der sozialen Sicherheit. Die Politik muss diesem Wunsch gerecht werden. 

Alle Menschen müssen in Frieden und Sicherheit leben und sich auch sicher fühlen können. Dazu brauchen wir eine verteidigungsfähige Bundeswehr. Sie braucht gutes Personal und einsatzbereites Material. Bevor jetzt aber Zahlen durch die Gegend geworfen werden, möchte ich sagen, dass die Höhe des Verteidigungsetats keine Frage einer Parteifarbe ist, sondern sachlichen Argumenten folgen muss. Aufgrund der Gefährdungslage wird das NATO-Kräftemodell neu erstellt und daraus wird sich das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr ableiten – Herr Bruns wird dazu sicherlich auch etwas sagen. 

Neben einer verteidigungsfähigen Bundeswehr hat auch die Diplomatie eine wichtige Rolle bei der Friedenssicherung. Wir müssen den Frieden in Europa zurückgewinnen und nur die Kombination aus Unterstützung der Ukraine und Diplomatie wird uns einem Waffenstillstand näherbringen. Deswegen möchte ich sagen, ich finde die Idee des Drei-Prozent-Ziels – 3% für Verteidigung, Diplomatie und humanitäre Hilfe – vom Ansatz her nicht so schlecht. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in eine Militarisierung hineinkommen, deswegen muss die Stationierung von Waffen von Angeboten zur Abrüstung und Rüstungskontrolle begleitet werden.

Redeauszug von Dr. Sebastian Bruns:

Ich stehe vor Ihnen nicht nur als 43-jähriger Wahl-Schleswig-Holsteiner, Bundesbürger, Europäer und Transatlantiker, sondern auch als Wissenschaftler und Analyst. Es geht mir nicht darum, hier oben zu stehen und „Recht behalten zu haben“. Dazu ist das Thema zu ernst: Wir erleben seit Februar 2022 einen offenen, brutalen Angriffskrieg einer Nation auf eine andere. Krieg, auch gegen unsere europäischen Verbündeten und Freunde, ist wieder im Bereich des Möglichen. 

Unsere Welt ist rauer geworden. Es kommen viele Dinge ins Rutschen, die an sicher geglaubten Gewissheiten nagen – etwa der „Ewige Friede“ oder dass wir „von Freunden umzingelt“ seien. Meine Antwort auf die Frage, was unser aller vernetzte Sicherheit uns in Zukunft kostet, lautet nicht eine in den Raum gestellte Milliarden oder gar Billionensumme. Wir müssen vielmehr über Fähigkeiten sprechen. Vielleicht braucht es sogar noch mehr: Eine Art neuen Gesellschaftsvertrag, bei dem wir uns die unbequeme Frage stellen, „Was für ein Land, was für einen Staat, was für ein Europa wollen wir? Denn wir sehen auch, dass wir seit Ende des Kalten Krieges fahrlässig mit unserer Bundeswehr, unseren Verkehrswegen, der kritischen Infrastruktur, dem Gesundheitswesen und dem Bildungsbereich umgegangen sind. Wir haben viel zu wenig Geld, Mut und Möglichkeiten gefunden, dort zu investieren – übrigens unabhängig vom Parteibuch des Kanzlers oder der Kanzlerin.

Gleichzeitig sollten wir jenen, die Verteidigung und Sicherheit gegen Kindergärten und Radwege aufrechnen wollen, klar bedeuten: Ohne Sicherheit ist alles nichts! Ja, der Aufwand wird uns Anstrengung und Kraft, Mut und auch Resilienz bei Rückschlägen kosten, denn diese wird es geben. 

Meine ganz persönliche Bitte zum Schluss lautet deswegen: Seien wir mutig, uns und unsere Werte zu verteidigen – und harte Entscheidungen zu treffen. Und lassen wir nicht zu, dass Parteien von ganz links und ganz rechts den Begriff „Frieden“ kapern, denn deren Vorstellung von Frieden wird auf dem Rücken der Freiheit, der Integrität, der Bindung an unsere europäischen Partner und auf Kosten unsere sozialen Sicherheit realisiert. Verteidigen wir uns im Umgang mit der Welt, mit Worten und mit Taten, selbstbewusst und wie es gute Demokraten tun. 

Es folgen bis zur Wahl am 23. Februar noch weitere 5 Veranstaltungen jeweils ab 10:30 auf dem Preetzer Marktplatz.